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Literarische Brücke nach Rom

Bei einem Treffen der DaimlerChrylser-Stipendiaten der römischen Casa di Goethe präsentierte Sibylle Lewitscharoff ihren neuen Roman "Montgomery" am Literaturarchiv in Marbach

Um sich zu bilden reist der Alt-Europäer; und das vorzugsweise nach Rom. So auch der Kaufmann Jean Philippe Möller im Herbst des Jahres 1786. Er logierte dort bei dem Maler Tischbein, der wiederum wusste, dass es sich bei seinem Gast nicht um einen Kaufmann sondern um einen inkognito reisenden Weimarer Staatsbeamten und Dichter namens Johann Wolfgang Goethe handelte.

Seit 1990 ist in der römischen Wohnung Goethes das "Casa di Goethe" (Goethehaus) als Museum eingerichtet und seit 1998 haben für jeweils vier Monate Künstler und Wissenschaftler die Möglichkeit unterstützt von der DaimlerChrysler AG Projekte zu verfolgen, für die ein Aufenthalt in Rom unerlässlich ist. Eine Kulturbrücke soll geschlagen werden zwischen den beiden europäischen Staaten, wobei die Kultur nicht wie früher nur von Süden nach Norden sondern auch in die umgekehrte Richtung fließen soll. Träger des Hauses mit seinem umfangreichen Ausstellungs- und Veranstaltungsprogramm ist die Arbeitsgemeinschaft selbständiger Kulturinstitute (ASKI) e.V., der auch das Literaturarchiv angehört.

Bei einem Treffen in Marbach stellten die zwölf bisherigen Stipendiaten in einer gedruckten Dokumentation entstandene Texte, Forschungsergebnisse, Erfahrungsberichte, Fotos und Skizzen vor. Da gibt es Architekten und Fotografen, die auf Goethe-Spuren in Rom wandern, Autoren wie F.C. Delius, der als Deutscher in Rom geboren ist und nun nach Spuren seiner Kindheit sucht oder Autorinnen wie Sibylle Lewitscharoff aus Stuttgart, die dort an einem in Rom spielenden Roman gearbeitet hat.

So lag es nahe, dass Sibylle Lewitscharoff ihre Mitstipendiaten und das Publikum auf einen literarischen Kurzausflug nach Rom mitnahm. Ein schwäbisch-italienisches Mischgewächs ist ihr Held, der Filmproduzent Montgomery Cassini Stahl, und sein Projekt ist eine sehr interkulturelle Unternehmung: Die Neuverfilmung der Geschichte des Süß Oppenheimer ("Jud Süß") in den Studios des Italo-Hollywood: Cinecitta. Der Roman beschreibt die letzen acht Tage seines Lebens.

Während in einer Schlüsselszene des Romans Cassini für den Alkoholiker Frank, seinen verschwunden Hauptdarsteller, einspringt und in einer Massenszene Oppenheimer auf dem Weg zur Hinrichtung in Stuttgart mimt, meditiert er über die absurde Situation dieser Lüge innerhalb einer Lüge, die Entfremdung von seinen Eltern, die Stetigkeit des schwäbischen Charakters zwischen historischer Judenfeindlichkeit und Gegenwart und die Identitätsverwirrung, die ihn in seiner Kindheit geprägt hat. Dass ihn am Ende seines Auftritts seine Mitarbeiter als echten Kollegen akzeptieren, erfreut ihn nicht; er empfindet es als Übergriff, wenn man ihm auf die Schulter klopft und flieht. Lewitscharoff, die bei ihrem Debüt "Pong" (Ingeborg-Bachmann-Preis 1998) vor allem als Sprachinnovatorin gefeiert wurde, zeigt hier, dass sie auch Figuren mit komplexer Psychologie und Psychopathologie eindringlich inszenieren kann.

"DaimlerChrysler-Stipendium des Casa di Goethe Rom, 1998-2002." 128 Seiten, Broschiert. Dokumentation mit Beiträgen von Mimmo Catania, Martin Zeller, Sigrid Damm, Joachim Berger, Sibylle Lewitscharoff, Siglint Kessler, Jörg-Dieter Kogel, Friedrich Christian Delius, Jenny Friedrich-Feska, Franjo Tholen, Omar Saavedra Santis und Hubert Schelle.

Sibylle Lewitscharoff: "Montgomery." Roman. DVA, 346 Seiten, ISBN 3-421-05680-3, 19,90 EUR

http://www.casadigoethe.it/


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