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Die Gesichter von Nigihaven

(go) Nigihaven ist zu ende, der Sandkasten von Kindern und Wind zerstreut, der Rest vom Bauhof abtransportiert. Zeit für etwas Rückblick und Ausblick. Und wer wäre dazu besser geeignet, als einige der Beteiligten von Nigihaven, die hier - ganz unabhängig von ihrer ‚Wichtigkeit' vorgestellt werden sollen.

"Was war Ihre Rolle in Nigihaven na der Zen?"

Miriam Tscholl: "Ich bin als Praktikantin im Kulturamt im positiven Sinne ‚Mädchen für alles', was mit Nigihaven zu tun hat. Das Ganze ist eine Mischung zwischen Schreibtischjob und viel Umgang mit Menschen. Mein eigenes Projekt war eine Performance - eine Mischung aus Kunstaktion und Theater - von 12-Klässlerinnen und 12-Klässlern des Abel-Gymnasiums auf dem Marktplatz."

Ingeborg Frederick-Weber: "Ich habe die Doku-Line organisiert, eine Wäscheleine in der Mühlstraße, die Leute dazu bewegen wollte, ihre Gedanken zu Nigihaven in Kurzform auf Papier zu bringen. Auch Fotos oder Auszüge aus dem Internet-Gästebuch von nigihaven.de wurden dort aufgehängt."

Michael Weber: "Ich habe Nigi-Klick betreut. Im Schaufenster unseres Ladens und an der Doku-Line sind immer wieder aktuelle Fotos von Nigihaven-Aktionen zu sehen."

Brigitte Thomas: "Meine Idee war das Nigi-Camp, ein Zeltlager auf dem obersten Parkdeck des Köpfwiesen-Parkhauses. Für Familien mit Kindern bis 14 Jahren gab es eine Kellerführung durch Vaihingen, eine Fledermausexkursion, eine Nachtwanderung und einiges mehr."

Joachim Kathariner: "Das Forum Kultur-Kneipe, bei dem ich Mitglied bin, war für einige Ereignisse verantwortlich. Nigihaven by Night, die Lesungen auf dem Enzflößchen und das Abschlusspicknick auf dem Parkdeck. Ich helfe auch beim Camp mit."

Ulrich Pantle: "Ich war ein Mitglied der Gruppe von vier Leuten, die 1999 zusammengekommen waren, um das Konzept für Vaihingen auszuarbeiten. Wir sollten uns etwas für den Raum zwischen Köpfwiesen-Parkhaus und Grabenstraße ausdenken. Bei dem Ideen-Wettbewerb war ich dann auch in der Jury und habe während der Organisation den ‚Spielern' und der Verwaltung mit Rat und Tipps zur Seite gestanden."

"Welche positiven oder negativen Erfahrungen haben Sie gemacht?"

Tscholl: "Ich habe während meines Studiums als Kulturwissenschaftlerin schon 12 Praktika gemacht, aber das hier ist das beste. Zu Nigihaven konnte ich dazugehören, obwohl ich in Hildesheim zu Hause bin. Zu Vaihingen hätte ich nicht in diesem Maß Zugang finden können."

Frederick-Weber: "Viele Leute sind sehr verschlossen und haben Schwierigkeiten, ihre Gedanken auf Papier zu bringen. Manchmal werden auch Teile der Leine abgerissen oder Kinder machen die Bilder kaputt."

Thomas: "Mich freut allgemein, dass Nigihaven immer mehr angenommen wurde und dass Leute, die anfänglich skeptisch waren, sich überzeugen ließen, dass das eine tolle Sache ist."

Pantle: "Für uns war das ein Risiko: ‚Bürger aufs Podium' hieß die Devise. Die Spiele mussten von den Beteiligten kommen. An sich stammen diese Beteiligungsmodelle aus den 60er Jahren und sind vor allem mit politisch geprägt. Wir aber wollten eine gesellschaftlich-künstlerische Beteiligung der Bürger erreichen. Kulturell geschulte Menschen, wie die Leute des FKK oder die Mitglieder des Musikvereins taten sich leichter. Manche Gruppen, wie die Jugendlichen, die Alten oder die ausländischen Vereine blieben leider draußen. Es gab eben kein Open-Air-Kino der Senioren mit einem Lilian-Harvey-Film."

"Welches Projekt hat Sie am meisten beeindruckt?"

Tscholl: "Je einfacher die Idee war, desto besser. Zum Beispiel der Sandkasten. Der bot Raum zur Aktivität, da hemmte kein Gedanke: Was nicht erlaubt ist, das ist verboten."

Frederick-Weber: "Ganz klar: die Havenbar in unserer direkten Nachbarschaft. Dorthin geht alles vom Arbeiter bis zum Professor. Auch alte Vaihinger trifft man dort oft an. So etwas hat Vaihingen gefehlt."

Weber: "Ich fand auch die Havenbar am Besten. Schade ist nur, dass sich in der Havenbar Mittags so wenig tat."

Thomas: "Die Havenbar. Sie hat gezeigt, dass es in Vaihingen Bedarf für eine Tresenkneipe gibt. Sonst kann man überall nur essen. Schade fand ich, dass die Familienbildung das Balkontheater schon drei Tage vorher abgesagt hat."

Kathariner: "Die Atmosphäre bei Nigihaven by Night war einfach toll. Ich glaube das liegt auch daran, dass sonst nie so viel Menschen bei Dunkelheit zusammen sind. Ich habe viele erst an der Stimme erkannt. Das war eine ungewöhnliche Erfahrung."

Pantle: "Kein einzelnes Projekt sondern die Eigendynamik des Spiels insgesamt. Es fällt mir schwer, da etwas hervorzuheben. Es ist eigentlich schade, dass sich so viel auf den Sandkasten konzentriert hat. Auch das Camp zum Beispiel hatte seine ganz eigene Kraft."

"Was erwarten Sie für Vaihingen von Nigihaven?"

Tscholl: "Ich würde Vaihingen wünschen, dass es wieder so eine Aktion gibt, im nächsten Sommer. Nigihaven hat gezeigt., dass die ehrenamtliche Arbeit von Vereinen und Einzelpersonen lebendiger und unbürokratischer werden kann.

Frederick-Weber: "Ich erhoffe mir, dass die Leute offener für originelle Ideen werden, nachdem sie jetzt so positive Erfahrungen mit dem Unkonventionellen gemacht haben."

Thomas: "Etwas Grün und Spielelemente für Kinder könnten den Marktplatz dauerhaft so beleben, wie es in Nigihaven der Fall war."

Kathariner: "Dass etwas hängen bleibt. Dass die eine oder andere Idee wieder einmal umgesetzt wird. Die Havenbar zum Beispiel, oder der Sandkasten."

Pantle: "Die Erinnerungen und die sozialen Kontakte sind das Wichtige. Der ‚andere Blick' den die Vaihinger jetzt auf ihre Stadt haben, der wird etwas verändern."

"Ist eine Neuauflage von Nigihaven wünschenswert? Wie könnte das aussehen?"

Tscholl: "Es sollte wieder etwas Einfaches sein, zum Mitmachen, mit neuen originellen Ideen. Und den Sandplatz sollte man wieder bauen."

Frederick-Weber: "In anderer Form: ja. Wiederholen kann man das nicht. Die Havenbar und den Sandkasten allerdings sollte man auf jeden Fall wieder einrichten."

Weber: "So etwas Außergewöhnliches wie Nigihaven sollte man frühestens in fünf Jahren wieder machen. Aber ein jährliches ‚Sommerspektakel, das wäre denkbar."

Thomas: "Es sollte wieder etwas geben, was aus der Bevölkerung heraus entsteht."

Kathariner: "Viele Leute sind ins Gespräch gekommen, ich hoffe, dass die Kontakte, die während Nigihaven entstanden sind, weiter gepflegt werden."

Pantle: "Wenn man irgendwo einen schönen Urlaub hatte und im nächsten Jahr wieder hinfährt, dann ist man meist enttäuscht, weil die Erinnerung schöner ist, als die Wirklichkeit. Deshalb kann man Nigihaven auch nicht wiederholen oder einzelne Ideen herausnehmen und die einfach wieder aufbauen. Wichtig für die Zukunft ist eine offene Haltung der Vaihinger dafür, dass die Stadt wieder einmal Urlaub von sich selbst machen kann."

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